Definition des Begriffs ‘Genderforschung’

Immer wieder werden wir gefragt, was Genderforschung eigentlich ist. Was kann die Kategorie Gender in der musikwissenschaftlichen Forschung im Gegensatz zur traditionellen Frauenforschung leisten?

Gender geht über das Sammeln und die Sichtbarmachung von Frauen in der Kultur  hinaus. Das wichtigste erkenntnis-leitende Interesse sind die Geschlechterbeziehungen und die gesellschaftliche, politische und symbolische Ausbildung von Geschlechterdifferenzen zwischen den Menschen. Daher hat die Männlichkeitsforschung genauso einen Platz bei der Förderung von Genderforschung.

Was kann die Kategorie Gender in der musikwissenschaftlichen Forschung im Gegensatz zur traditionellen Frauen-forschung leisten? Sie sollte sich nicht vorrangig mit den vorhandenen Lücken beschäftigen und versuchen, sie zu füllen, sondern nach neuen Perspektiven für das Verstehen von Musik und der Musikkultur suchen. In der traditionellen Frauen-forschung wird die Musik von Frauen in Relation zu der von Männern gestellt, wobei die der Frau negativ konnotiert wird. Daher ist (wie in anderen Fächern auch) die Auflistung der Leistungen von Frauen sowie das Suchen nach der Klein-meisterin, die mal ein Salonstück komponiert hat, weniger interessant, vor allem weil Frauen aus den bekannten gesellschaftlichen Gründen weniger leisten konnten als Männer und dadurch letztlich die Ungleichheit gefestigt wurde.

Weiterhin geht es darum, die kulturellen Leistungen von Frauen auch sichtbar zu machen: Bei MuGi (Musik und Gender im Internet, hg. von Prof. Dr. Beatrix Borchard, HFMT Hamburg und Prof. Dr, Nina Noeske, HFMT Hamburg), einem Projekt, das die Foundation fördert, wird versucht, Kenntnisse über die porträtierten Frauen zu generieren, die sich systematisieren lassen. So ergeben sich auf der Basis der lexikalischen Artikel, der kommentierten Links und der multimedialen Präsentationen systematische Aspekte, beispiels-weise die Rolle von Frauen für den Aufbau eines regionalen Musiklebens und von ortsbezogenen Zwischenräumen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit oder das Verhältnis zwischen musikalischer Professionalisierung und Erwerbs-tätigkeit. Eine solche Vernetzung ist anzustreben, da sie Erkenntnisse über das kulturelle Handeln von Frauen im gesellschaftlichen Gefüge zutage fördern.